Tag 1: Heute muss ich früh aufstehen (7am). Kaum ist das Frühstück im Magen düse ich schon los und zwar ohne Stopp nach Bundaberg – Nein, nicht um den Rum zu trinken, noch nicht 😀 In Bundaberg wartet auf dem regionalen Flughafen mein Flieger auf mich…. mh oder besser gesagt, ich auf den Flieger. Ich mache jetzt etwas, was sonst kaum ein Backpacker tut. Das ist eben das Coole daran, nämlich nicht nur auf den typischen Backpackers Pfaden zu reisen 🙂 Diese Exklusivität ist aber leider auch recht teuer. Aber egal, ich fliege jetzt nach Lady Elliot Island und lasse mein Auto beim Flughafen stehen. Am Flughafen ist kein Mensch, aber alles ist offen. Check-In, Departure und Arrival Hallen, inkl. Sicherheitscanner usw.. Es ist so ruhig hier als stünde der Weltuntergang bevor. 30min vor dem Flug stehe ich also nun da und kein Mensch ist hier. Mein Flieger ist nicht mal auf der Anzeigetafel. Noch 15min vor dem Flug und ich frage mich schon langsam, was hier eigentlich falsch läuft? Und in diesem Moment kommt plötzlich ein Pilot in die Check-In Halle und ruft zu mir „Lady Elliot?“ – Der Moment der Erlösung 😀 Mit dem Pilot gehts raus, einmal um die Halle und durch die Hintertür auf den Flugplatz wo der Flieger wartet 😀 Kein Check-In. Sicherheitskontrolle? Nö 😀 Man wird persönlich vom Pilot abgeholt. Genau das liebe ich an diesen kleinen Flügen – einfach einsteigen und losfliegen 🙂 (ich war allerdings nicht der einzige Passagier, die anderen wurden bereits am Hervey Bay abgeholt).
50km vom Festland entfernt liegt die Insel. Dieses Korallenatoll liegt am südlichsten Punkt des Great Barrier Reefs. Damit ist es auch schon gesagt, was ich hier vorhabe 🙂 Wir landen hier auf dem Airstrip mit einer Mischung aus Korallengestein und Rasen 😀 Die Insel ist 900m lang und 700m breit und der Airstrip teilt die Insel in der Mitte in zwei. Will man also die Insel überqueren, muss man immer links und rechts schauen ob ein Flieger daher kommt 😀 Hier bleibe ich also zwei Nächte, übernachte in einem festen Zelt, 10m hinter dem Airstrip 😀 Nach der Landung werden wir abgeholt und bekommen ein Briefing: Sicherheit am Airstrip und immer Riffschuhe tragen. Nicht nur wegen des scharfen Riffgesteins, sondern wegen den giftigen Cone Shells. Auch Stonefish hat es hier. Aber zum Glück keine Seewespen! Nach dem Briefing erhalten wir ein Willkommens-Cocktail und ich werde schon langsam ungeduldig. „Wann endlich ist diese Zeremonie fertig? Ich will ins Wasser!“ Hätte ich am liebsten gerufen 😀 Also schnell Cocktail runter schletzen und ratzfatz Schorchelausrüstung fassen und mich über die Conditions am Reef erkundigen.
Es gibt im Prinzip drei Schnorchelpfade auf dieser Insel. An der Ostseite in der Lagune, wo die Korallen bei Low Tide aus dem Wasser ragen. Dort kann man nur zwischen +/-2h von High Tide schnorkeln. An der Westküste gibt es einen ersten und zweiten Riff. Ein Pfad geht zwischen den ersten beiden Riff hindurch, der andere ausserhalb des zweiten Riffs. Dort ist quasi das offene Meer und relativ tief (20m). Auf dieser Seite kann man immer schnorcheln, allerdings muss man vorher checken, wie die Strömung ist. Und es gibt nur zwei Stellen, wo man rein und wieder raus aus dem Wasser gehen kann/darf – im Norden „Coral Garden“ und im Süden „Lighthouse“. Grundsätzlich sollte man hier nicht alleine schnorcheln, sondern immer ein Buddy dabei haben. Was für mich jetzt nicht gerade einfach ist. Aber nach einem gründlichen Gespräch im Dive Shop sind wir zum Schluss gekommen, dass es im Moment genügend Leute und auch Boote unterwegs sind. So dass es für mich kein Problem ist, ohne einem Buddy zu gehen. Also, die Leute sind informiert, jetzt gehts ab zur Westseite um zwischen den beiden Riffs zu schnorcheln, am äussrem Riff war es mir dann doch zu heikel 😉
Kaum drin, keine 5min sind vergangen, sehe ich bereits den ersten Hai! Ich habe keine Angst vor denen, denn sie haben Angst vor mir 😀 Leider.. denn die schwimmen schnell davon wenn sie mich bemerken, so dass man den tollen Moment nur kurz geniessen kann. Dieser Pfad dauert etwas mehr als eine Stunde, wenn man mit der Strömung geht. Otherwise länger, wenn man überhaupt auf diese Idee kommt 😀 Das Wasser zwischen den beiden Riff ist zwischen 5 und 10m tief und so sehe ich hier viele grosse Fische. Vorallem die grossen Papageienfische sind cool, voller Farben! Manche Fische sind so gross (1.5m bis zu 2m) und ziemlich wuchtig, so dass ich im ersten Moment ehrlich gesagt fast ein bisschen Angst hatte 😀 Eine Spezielle davon hat einen richtig bösen Blick, wenn man sie von vorne her anschaut. Die habe ich nie gerne gesehen 😀 Der erste Schnorchelgang war auf alle Fälle ein Erfolg! Am Abend lerne ich ein nettes Pärchen aus Canberra kennen. Er Jorunalist und sie arbeitet im öffentlichen Dienst und so habe ich auch schon einen Buddy für den nächsten Tag gefunden 🙂
Tag 2: In dieser teuren Übernachtung ist wenigstens das Frühstücks- und Dinner-Buffet inbegriffen. So dass ich ordentlich zuschlagen kann 😀 Ja die Energiezufuhr ist wichtig, denn schnorcheln kann hier recht anstrengend sein. An diesem morgen gehts zuerst auf Eastside, weil dort gerade High Tide und optimal zum Schnorcheln ist. Das Wasser ist hier nur zwischen 1-2m tief und extremst klar. Wow. Da hat man den Durchblick 😀 Und hier bekomme ich zu Gesicht, worauf ich seehnlichst lange gewartet habe und ich ehrlich gesagt nicht mehr daran glaubte je auf meiner Reise zu finden: Den Clark’s Anemonenfish. Du kennst diesen Fisch nicht??? Nicht schlimm, ich wusste auch lange nicht wie der Clownfisch Nemo im richtigen Namen heisst 😀 Die sind echt putzig und so scheu, dass sie sich sofort in den Seeanemonen verstecken wenn sie dich sehen 😀 Dann weiter draussen taucht eine Schildkröte auf, dann noch einer und noch einer, und plötzlich war ich in mitten einer Gruppe von etwa 15 Wasserschildkröten 😯 Ich habe damals im Ningaloo Reef bereits einzelne Schildkröten gesehen. Aber diese hier sind mindestens doppelt so gross und soo viele 😯 Echt geil!
An diesem morgen gehts auch noch aufs Glassbottom Boat, wo wir zum äusseren Second Reef fahren und dort sehen wir einige Mantarochen durch den Glasboden! Ich merke mir diese Stelle damit ich später selber Mantarochen finden kann. Sie ist zwar ein bisschen weit draussen, aber immer noch auf dem Schnorchelpfad. Am Nachmittag gehts mit dem Pärchen aus Canberra raus, nochmals zum äusseren Second Reef. Der Schnorchelgang dauert fast 1 1/2h und wir haben leider keine Mantarochen gesehen, da wir nicht genau an der Stelle vorbei gekommen sind, wo ich sie am morgen gesehen habe 🙁
Am Abend nach dem strengen Schnorcheltag gönne ich mir ein Bier an der Bar und habe mit zwei Holländern gute Gesellschaft 😀 Der eine Holländer ist Taucher und jammert dass er noch keinen Mantarochen beim Tauchen gesehen hat. Als hätte ich heute nicht schon genug erlebt, taucht plötzlich eine Dame auf und fragt ob wir helfen können. Draussen irren ein paar junge Schildkröten herum. Diese haben den Weg vom Nest zum Meer nicht gefunden und watscheln auf Ressortspfaden ums Licht herum. Wir sammeln sie ein – es waren nur vier – und legen sie an den Strand, so dass sie zum Meer watscheln können bis der nächste Wellengang sie in die Freiheit befördert 😀
Tag 3: An diesem Morgen schlage ich beim Frühstück wieder ordentlich zu, ihr hättet die Blicke des Pärchen aus Canberra sehen sollen 😀 Ich habe schliesslich noch zwei weitere Schnorchelgänge auf dem Programm. Zuerst East Side, da bis 11am High Tide ist. Und ohne irgendwelche Erwartungen gehts rein ins Wasser und schwimme bis zur Stelle wo ich gestern die Horde Schildkröten gesehen habe. Leider sehe ich nur noch einen. Wo sind die alle hin? However, dafür entdecke ich plötzlich einen Oktopus der gerade vom einen Riffgestein zum anderen rüber zieht. Erst bin ich ziemlich erschrocken, die sehen ja nicht gerade schön aus 😀 Aber die Freude ist dann gross, weil es der erste Oktopus ist, den ich sehe 🙂 Nach und nach entdecke ich weitere solche. Aber man muss gut hinschauen, denn sie können sich gut mit der Farbe und Form des Riffs tarnen. Nach diesem Schnorchelgang gehts nun direkt auf die andere Seite der Insel. Es gibt nur noch etwas, was ich beim Schnorcheln noch nicht gesehen habe: Mantarochen. Jetzt heisst es zum offenen Meer rausschwimmen, wo es unheimlich tief wird, aber das Wasser so klar ist, dass man bis auf den Boden runter sieht. Wellengang ca. 1m. Strömung nordwärts entlang des Strandes. Wassertemperatur 26°C. Nach etwa 20min bin da, wo die Mantarochen sein sollten. Ausser Sand und ein paar Riffgesteine sehe ich hier nichts. 5min warte ich da und suche…. Plötzlich aus dem Nichts taucht einen RIESEN Mantarochen auf. Das Gefühl so ein putziges Tier 20m unter dir zu sehen ist einfach unbeschreiblich 😀 Dieser Mantarochen ist ca. 4-5m breit. Sicher 10min habe ich diesen beobachtet, wie er in aller Ruhe umherkreist und sich hinter den kleinen Fische her macht 🙂 Dann musste ich das Spektakel verlassen und weitere 30min gegen die seitliche Strömung zurück schwimmen. Mit dem Gefúhl der vollen Erfüllung nehme ich noch den letzten Lunch auf der Insel, bevor es dann wieder zurück nach Bundaberg fliegts!
Nach 3 Tage Lady Elliot Island – 6 Schnorchelgänge und ca. 6h im Wasser (die Flosse sind mir beinahe angewachsen :D) – habe ich nun ziemlich alles gesehen was man wohl am Great Barrier Reef beim Schnorcheln sehen kann. Und das, nach fast 5 Tagen nur Regen wieder bei voller Sonnenschein 🙂 Diese Tage wird mir als eines der schönsten Tage meiner Reise in Erinnerung bleiben 🙂 Ich weiss nicht, ob ich oben in Cairns, draussen beim äusseren Riff auch so eine Vielfalt sehen werde, auf alle Fälle ist Lady Elliot einer der besten Plätze am Great Barrier Reef um Mantarochen und Turtles zu sehen (gemäss Ressort und einem Diving Club).
PS: Mantarochen sind ungefährlich und stechen nicht. Sie sind liebe Tierchen die nur hinter kleinen Fische her sind 🙂
In Bundaberg habe ich noch ein Programmpunkt offen, bevor es dann zurück ins Outback geht 🙂
Sunny Sunny Greetings